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Mein Neues Hobby

Christophe Witz • Okt. 14, 2021

Oder wie ich das Duellieren lernte

Corona, Pandemie, Lockdown: diese Begriffe haben einen schweren Beiklang. Für mich war das Jahr 2020 eine Zeit des Verzichts, der Genügsamkeit und der Isolation. Und, wie für viele andere, war es für mich die Zeit ein neues Hobby zu beginnen. 
Etwas Neues zu beginnen und mehr darüber zu lernen war eine gute Erfahrung für mich. Ich habe gemerkt dass ein Hobby eine zusätzliche Quelle der Freude und des Selbstwerts sein kann, unabhängig von beruflicher oder familiärer Anerkennung. Sich tiefer mit seinem Hobby zu beschäftigen und sich mit anderen Menschen auszutauschen die die Freude und Begeisterung darüber teilen ist etwas Schönes das ich nicht mehr missen möchte. Gerade in den schwierigen Zeiten des letzten Jahres war mein Hobby ein Segen und zauberte mir zuverlässig ein Lächeln aufs Gesicht. 

Was ist nun mein Hobby? Ich habe nicht Backen, Singen oder Jonglieren gelernt, sondern habe mich mit Online-Gaming beschäftigt, und zwar einem bestimmten Bereich davon: ich spiele seit dem Lockdown Fighting Games wie Street Fighter V.
Man spielt dabei 1 gegen 1 mit einem anderen Spieler Online, zwei Runden á 99 Sekunden. Auf Knopfdruck macht die eigene Spielfigur bestimmte Bewegungen und Angriffe, schwierigere „Special Moves“ werden durch bestimmte Knopf Kombinationen ausgelöst. Das ist im wesentlichen Alles worum es geht. Dadurch dass man aber nicht gegen einen Computer sondern gegen einen anderen Menschen über eine Online Verbindung spielt, wird die Sache interessant. 

Nachfolgend einige Learnings aus meiner Beschäftigung mit dem Thema:
  • Wenn man die Bewegungen und Angriffe des Gegenspielers vorausahnt, kann man diese kontern und in die eigene Offensive übergehen, das funktioniert im Grunde wie beim Schach, ich überlege was der Gegenspieler tun wird und treffe entsprechende Entscheidungen. Mit etwas Übung macht dieser Teil des Spiels großen Spaß und sorgt für Überraschungen.
  • Ein anderer Teil des Spiels ist dass nach und nach ein Muskelgedächtnis aufgebaut wird, welche Bewegungen in welcher Reihenfolge und in welcher Situation erfolgreich sind, sogenannte Combos oder auch Anti-Airs (Abwehr von Sprungangriffen aus der Luft). Zu bemerken wie durch Übung die Bewegungen und Entscheidungen immer flüssiger und schneller ablaufen, ist vergleichbar mit dem Erlernen eines Musikinstruments. Die Früchte des eigenen Trainings zu bemerken und Stolz darauf zu sein ist für mich ein weiterer Beleg für die sinnhafte Tätigkeit namens Hobby.
  • Ebenfalls lernte ich einiges übers Gewinnen und Verlieren: da es sich um ein Duell-Spiel handelt, verliert man statistisch gesehen (bei einem gleich starken Gegner) jedes zweite Mal, also in 50% der Fälle. Als Anfänger verliert man sogar noch öfter. Dadurch bekommt man die Gelegenheit zu erfahren, wie man persönlich mit Sieg und Niederlage umgeht: in meinem Fall stellte ich fest, dass ich lieber gewinne als verliere. ;-D Falls man dennoch verliert, ist die Frage wie man damit umgehen möchte: Reagiert man mit Ärger und Wut, wirft den Controller in die Ecke und stampft mit den Füßen auf den Fußboden dass sich die Nachbarn beschweren? Oder schiebt man die Schuld für die Niederlage auf irgendeinen Sündenbock (z.B. die schlechte Internet Verbindung, die unfaire Taktik des Gegners, die übermächtige Spielfigur die der Gegner gewählt hatte, oder die zu schwache eigene Spielfigur die vom Spielhersteller dringend überarbeitet gehört usw usf). Oder ärgert man sich über die eigenen Entscheidungen im Spiel, die zur Niederlage geführt haben?
  • Am sinnvollsten ist tatsächlich, jede Niederlage als Lernerfahrung zu begreifen und zu versuchen zu verstehen welche eigenen Entscheidungen dazu geführt haben. Auf diese Art ist am ehesten eine kontinuierliche Verbesserung möglich, so dass schon bald der strahlende Sieg winkt und alle Mühen auf dem Weg dorthin vergessen macht (so weit die Theorie). 
  • Je tiefer man sich mit dem Thema beschäftigt, desto mehr neuartige Konzepte tauchen auf, die alle mit Fachausdrücken bezeichnet werden. So erweitert sich sukzessive das Vokabular um neue Begriffe. Hier eine Liste mit neuen Fachworten die ich gelernt habe: „Footsies“: Beinarbeit und Beachten des Abstands zwischen den Spielfiguren, „Okizeme“ Strategisches Abwägen der Optionen nach einem Knockdown, „Plus Frames“: wie schnell ist meine Spielfigur bereit für die nächste Aktion im Vergleich zum Gegenspieler usw. Es gibt ganze Online-Wörterbücher nur für diesen Bereich, in denen man zur Not nachschlagen kann was ein Wort bedeutet.
  • Dazu kommt die Möglichkeit sich mit Gleichgesinnten auszutauschen, es gibt zahlreiche Vlogs und YouTube Videos sowie Foren und Discord Gruppen in denen man Tipps und Tricks und Zuspruch erhalten kann. Man ist Teil einer Gemeinschaft von Fans und Liebhabern des Hobbys, und das war und ist eine gute und wichtige Unterstützung für mich, im Lockdown und darüber hinaus.
Lieber Leser, ich wünsche auch Dir weiterhin viel Spaß mit Deinem Hobby.
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